Was ist Elementartherapie nach Erna Weerts®?


Elementartherapie ist eine aus der Pflege entstandene, originäre Pflegetherapie. Sie wurde von der Gesundheits- und Krankenschwester Erna Weerts Mitte der 80-er Jahre entwickelt. Sie greift einfache Pflegetechniken, ausgeführt mit den Händen, auf, die schon immer in der Pflegekultur der Menschheit angewandt wurden.

Elementartherapie kann interdisziplinär in drei Bereichen praktiziert werden als:

      • Elementare pflegetherapeutische Anwendungen in allen Bereichen der Pflege
      • Elementare Gesundheitspflege in Familien, Kindergärten, Schulen, Selbsthilfegruppen, firmeneigenen oder sozialen Einrichtungen
      • Elementartherapie nach Verordnung.

Angeregt durch moderne wissenschaftliche Forschungsergebnisse wurden Urformen der Pflege modifiziert, erweitert, in ein einfaches, praxisbezogenes System gebracht und in ein Pflegekonzept „elementarer“, d.h. grundständiger Art einbezogen.

Im Zentrum der Behandlung stehen die Stimulation der körpereigenen Wärme und Bewegung mit ihren reflektorischen Wirkungen. Hinzu kommen der bewusste Umgang mit der Sensibilität der Haut, mit der Sprache und den Wirkungen von Licht, Farbe und Form auf die leiblich-seelische Befindlichkeit des Menschen. Beachtung finden auch die reflektorischen Gesetzmäßigkeiten und die Grundregulation im wässrigen Milieu des menschlichen Organismus. Dem entsprechend gliedert sich die Elementartherapie in fünf Bereiche, von denen die Thermoregulationstherapie und die Minimale Bewegungstherapie die Grundformen bilden.

Die als Ganzkörpertherapie auf neurophysiologischer Grundlage veranlagten Anwendungen können sowohl von Pflegenden als auch von Patienten und deren Angehörigen ausführt werden.

 

Wie wirkt Elementartherapie?


Die Wirksamkeit der Elementartherapie beruht auf objektiven, natürlichen Gegebenheiten des menschlichen Organismus und seiner Zellverbände und ist nicht nur als subjektive seelische Interaktion zwischen Pflegenden und Patienten erklärbar. Sie stellt keine Alternativtherapie dar, sondern ist eine Form qualitativ gestalteter Pflege.

Der menschliche Leib hat natürliche Begabungen in den Selbstregulationen. Bei den Anwendungen der Thermoregulationstherapie entsteht unter den Händen eine deutliche Wärmewirkung, die mit der Wärme im Körperinneren von 37,1° C korrespondiert. In der zugleich mit der Berührung entstehenden körpereigenen Wärme liegt das eigentliche Geheimnis der pflegenden und heilenden Berührung, wie sie in der Thermoregulationstherapie praktiziert wird.

Diese innere Wärme des lebendigen Organismus ist in der Lage, die Lebensprozesse zu steuern und zu erhalten. Die Biophotonenforschung von Prof. F.-A. Popp hat inzwischen den Beweis erbracht, dass diese „Lebenswärme“ im Unterschied zu den Wärmestrahlungen anorganischer, unbelebter Körper an den Organismus eine Fülle lebenssteuernder Informationen weitergibt und in dieser Fähigkeit dem Sonnenlicht gleich ist. Wegen ihrer strukturierenden Einflüsse auf die Lebensprozesse des Organismus wird sie von Popp Regulationsstrahlung genannt. Mit dieser Therapie können sowohl körperliche als auch seelische Prozesse angeregt werden.

Eine weitere Grundbegabung zur Förderung der Gesundheit ist die körpereigene minimale Bewegung. Die einfachen und gezielten Anwendungen der Minimalen Bewegungstherapie regen nachhaltig die körpereigenen Grundregulationen, z.B. die Kapillardurchblutung in der Endstrombahn, die Lymphbewegung und den venösen Rückstrom zum Herzen an.

Im Hinblick auf die Thermoregulations- und Minimale Bewegungstherapie sollen hier einige wichtige Resultate aus der neueren Forschung aufgeführt werden:

      • Ein intakter Wärmehaushalt gehört zu den zentralen Voraussetzungen für die Selbstregulation bei Störungen im menschlichen Organismus.
      • Das die Organe und Zellverbände ernährende Kapillarbett, ist in einem bestimmten Wärmemilieu, zu weitgehender Selbstregulation fähig, vor allem durch die Anwendung der körpereigenen Wärme.
      • Jede pflegerische Maßnahme zur peripheren Durchblutungssteigerung fördert die Zirkulation in schlecht versorgten Arealen und verbessert die Heilungschancen in einem wesentlichen Ausmaß.

Die genannten Ergebnisse erklären zu einem großen Teil die immer wieder erfahrbare, hohe Wirksamkeit der Elementartherapie bei der Unterstützung von Heilungsprozessen.

Tradierte Wärmeanwendungen in Pflege und Medizin werden in der Regel als Wärmeflaschen, Wickel, Auflagen, Einreibungen, Bäder und Medikamente von außen her veranlagt. Dagegen wird in der Thermoregulations– und Minimalen Bewegungstherapie in besonderer Weise die innere Eigenwärme des Patienten angeregt und unterstützt.

Bemerkenswert ist, dass hier bereits mit den Urformen des Berührens, Wärmens und Bewegens in einer bestimmten zeitlich-rhythmischen Abfolge eine schnelle und intensive Wirkung erreicht werden kann.

Sowohl bei der Anwendung als Ganzkörpertherapie als auch bei integrativer Anwendung werden keine anderen Hilfsmittel als die eigenen, muschelförmig gewölbten Hände benötigt. In der Thermoregulationstherapie stellen sich reflektorische Wirkungen in der Regel bereits nach zwei bis drei Minuten ein. Elementartherapie kann deshalb bei entsprechender Indikation sofort und ohne Umstände zum Einsatz kommen. Vielfach werden dadurch aufwendigere Heilmaßnahmen vermieden und Behandlungszeiten verkürzt.


 

Wo empfiehlt sich Elementartherapie?


Die Anwendungen der Elementartherapie können zur Selbst- und Fremdpflege von fast allen Menschen durchgeführt werden. Sie eignen sich:

    • zur Verbesserung der Lebensqualität und des Wohlbefindens

    • zur Unterstützung im Wärme- und Bewegungsorganismus

    • zur nachhaltigen Anregung des Immunsystems

    • zur Entspannung, Beruhigung und Stabilisierung

    • zur Belebung und Stärkung, besonders bei Erschöpfungszuständen

    • zur Durchblutungsförderung

    • zur Belebung der Sinne

    • zur Stärkung und Förderung der emotionalen, kognitiven und sozialen Kompetenzen im Kindes- und Jugendalter in allen Entwicklungsstufen

    • zur Unterstützung und Begleitung von alten Menschen mit Altersbefindlichkeiten aller Art

    • zur Sterbebegleitung

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Zur Qualifikation in Elementartherapie


Die Qualifikation in Elementartherapie, in den Elementaren pflegetherapeutischen Anwendungen und in der Elementaren Gesundheitspflege ist jeweils interdisziplinär veranlagt. Sie erfolgt durch beauftragte und ausgebildete Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft für Elementartherapie und wird sowohl für den Unterricht in den Ausbildungen als auch für die Fort- und Weiterbildung im Baukastensystem über fünf Themeneinheiten zu jeweils acht Unterrichtsstunden angeboten. Dabei werden sowohl Grundformen als auch spezielle Anwendungen vorgestellt und erübt.

Jede erfolgreiche Teilnahme an einem Kurs berechtigt zur Anwendung des Erlernten. Da die jeweiligen Kurse eine thematische Einheit darstellen, können sie in variabler Reihenfolge belegt werden.

Die einzelnen Kurse haben folgende thematische Schwerpunkte:

      1. Thermoregulationstherapie
      2. Minimale Bewegungstherapie
      3. Wirkungen von Licht, Farbe und Form auf die leiblich-seelische Befindlichkeit des Menschen
      4. der hygienische Umgang mit der Sprache
      5. Grundregulationen im wässrigen Milieu des menschlichen Organismus

Ein zentrales Anliegen der elementartherapeutischen Ausbildung ist es aufzuzeigen, dass die aus dem Kulturgut der Pflege entwickelten praktischen Anwendungen durch die Ergebnisse neuerer interdisziplinärer Forschungen in ihrer Wirksamkeit bestätigt werden. So wird aus einem zeitgemäßen Erkenntnisansatz heraus Pflege in der Praxis wirksam unterstützt, neu belebt und kreativ gestaltet.

In der Elementartherapie und ihren Anwendungen wird der personale Bezug von Pflege erfahrbar und die individuelle Einmaligkeit und situative Unwiederholbarkeit jeder pflegerischen Interaktion verdeutlicht.

Das elementartherapeutische Konzept steht im Einklang mit den modernen Leitgedanken der Gesundheitsforschung, wie sie z.B. von Aaron Antonovsky im Modell der Salutogenese und im Konzept der Hygiogenese von Peter Heusser und Gunther Hildebrandt vorgestellt werden.

Der integrative Ansatz der Elementaren Gesundheitspflege wird unter den gleichen Gesichtspunkten in Familien, Kindergärten, Schulen, Selbsthilfegruppen, firmeneigenen oder sozialen Einrichtungen u.a. unterrichtet und praktiziert.

Wenn die gesetzlichen Rahmenbedingungen geschaffen werden, wie sie in der Erklärung der europäischen Gesundheitsminister auf der Münchner WHO – Ministerkonferenz vom 17. Juni 2000 als Absichtserklärung vorliegen, können diese Anwendungen in eigenständigen gesundheitsberatenden, pflegetherapeutischen Praxen angeboten und abgerechnet werden.


 

Inhaltliche Angaben zur Qualifikation in Elementartherapie nach Erna Weerts®

Kurs 1:
Grundformen der Elementartherapie Thermoregulationstherapie

Kurs 2:
Spezielle Anwendungen der Elementartherapie;
Minimale Bewegungstherapie

Kurs 3:
Wirkungen von Licht, Farbe und Form auf die leiblich-seelische Befindlichkeit des Menschen;
Reflektorische Gesetzmäßigkeiten

Kurs 4:
Der hygienische Umgang mit Sprache und Melodie;
Wirkungen von Laut und Sprache, Ton und Melodie auf die leiblich-seelische Befindlichkeit des Menschen

Kurs 5:
Grundregulationen im wässrigen Milieu des menschlichen Organismus;
Reflektorische Gesetzmäßigkeiten; Plenum mit Übergabe der Zertifikate


Die Teilnahme an den Kursen wird jeweils bestätigt.
Der Abschluss erfolgt mit einem Zertifikat.
Die Qualifikation für Ausbildende erfolgt nach einem speziellen Weiterbildungskonzept.

 

Ausbildung in Elementarer Gesundheitspflege und Elementartherapie nach Erna Weerts®


Link zu AusbilderInnen

 

 

Literaturhinweise

 

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